Wirtschaft und Weiterbildung 1/2023
Anpassung von Werten gestaltet werden. Das ist beispielsweise eine Umgebung, in der persönliches Wachstum möglich, ge wollt und gefördert wird, wo Lernen und die Anwendung neuer mentaler Modelle ebenso wichtig sind wie das Loslassen alter Verhaltensweisen, die uns nicht län ger dienlich sind. Ermöglichungsräume für Selbstreflexion und Lernerfahrungen sind dabei ebenso wichtig wie das Vor leben und Verstärken erwünschter neuer Verhaltensweisen und Sanktionierung un erwünschten Verhaltens. Bei Enablement, Kommunikation oder Ef fektivität und Monitoring ist die Digitali sierung schon angekommen. Dabei muss in allen Phasen die Sinnhaftigkeit geprüft werden und vor allem dürfen nicht ein fach bestehende Ansätze digitalisiert werden – wie ein Training bloß über MS Teams oder Zoom zu halten. Manchmal macht sogar weniger Digitalisierung Sinn, zum Beispiel wenn man den Vertrauens aufbau fördern möchte. Beispiele die einen Schritt weitergehen: • Kommunikation inklusive Einbindung und Rückkanal mit Social Software • Einbindung der Betroffenen durch Be fragungen und digitalen Whiteboards • Automatisierung beispielsweise von Auswertungen via Sentiment-Analysen • Chatbots können Menschen individuell abholen und sind schon durch einfache regelbasierte Szenarien abbildbar. • Nutzung von bestehenden Daten wie anonymisierten Systemdaten zum Mo nitoring des Fortschritts. Neben der Digitalisierung einzelner Change-Management-Tätigkeiten und -Bereiche gibt es auch digitale Unterstüt zung kompletter Change-Projekte, ver gleichbar mit Projektmanagement-Soft ware, die jedoch Komplexität mitbringt. Bei aller Digitalisierung gilt es nicht nur die Ratio, sondern auch die Emotionen im Blick zu haben, denn von Angst bis Begeisterung sowie Werten und Normen sind dies oft genau die Faktoren für Erfolg oder Misserfolg. Empathie und Kreativi tät lässt sich nur bedingt digitalisieren. Gerade hier benötigen wir reflektierte Change Manager und Managerinnen. Thomas Jenewein Die Emotionen im Change
Faktoren, die gemessen werden, sei es mit Systemdaten oder durch Befragungen. Wichtig ist dabei die Anonymisierung mit Fokus auf Veränderungsoptimierung in klusive der Einbindung des Betriebsrats. Tipps zur Digitalisierung: • regelmäßige Befragungen, sogenannte Pulse Checks, besser eher kurz, ziel gruppenorientiert und auch zur Einbin dung nutzen • Nutzen bestehender Daten aus Syste men und beobachtbaren Artefakten • automatisierte Auswertung von Mei nungen über Sentinent-Analysen und qualitative Kommentare – sei es von Befragungen oder Kommentaren im So cial Network Auch für Change Manager und Manage rinnen gilt es, etablierte Verhaltenswei sen zu ändern und digitale Potenziale zu erschließen, um produktiver mit einem digitalen Mindset zu arbeiten. Das Mind set ist das Ergebnis unserer Werte und Einstellungen. Es wird bestimmt durch unsere Persönlichkeit und externe Fakto ren wie Annahmen und Regeln – sprich durch die Unternehmenskultur. Auch hier gibt es bereits digitale Hilfestellungen, beispielsweise für die Erfassung und das Monitoring der Kultur. Mit methodischem Expertenwissen hin sichtlich Kulturwandel und Organisati onsentwicklung können die Rahmen bedingungen für eine Entwicklung und Das digitale Mindset
nutzenden Software, mobile Geräte oder Augmented-Virtual-Reality-An sätze in der dinglichen Welt wie bei Maschinen oder Geräten helfen beim Umsetzen neuer Tätigkeiten. • Automatisierung von Tätigkeiten durch „Robotic Process Automation“ oder maschinelles Lernen, vor allem bei Mustererkennung von Sprache, Bild, Text oder Video helfen, repetitive Tätig keiten zu reduzieren. Hierfür ist aller dings schon einiges an Fachkenntnis sen nötig. Das Veränderungsmanagement bietet vor und während dem Transformations prozess Lernangebote zur Entwicklung neuer Verhaltensweisen und Einstellun gen. Neben dem Sollen (Strategie), Dür fen (Empowerment), Motivation (Werte und Regeln) ist das Können ebenso wich tig. Im Sinne der Ermöglichkeitsdidaktik gilt es, allen amWandel Betroffenen Lern ressourcen und Räume zur Verfügung zu stellen. Tipps zur Digitalisierung: • Neben formellen Angeboten wie E Learning macht im Change vor allem erfahrungsbasiertes, experimentelles (virtuelle Barcamps, Hackathons) und kollaboratives Lernen (Communitys of Practice, Online-Coaching) Sinn. • Lernen im Arbeitsprozess lässt sich über digitale Assistenten und Chatbots bei fachlichen Themen oder virtuelles Mentoring und Coaching bei Verhal tensthemen umsetzen. • Updates und kontinuierliches Ler nen sollte am Beginn mit eingeplant werden, wobei die Lerninhalte dabei immer kürzer werden. Dieser Schritt umfasst die Aktivitäten, die zur Messung der Effektivität von OCM Aktivitäten zur Unterstützung der Trans formation eingesetzt werden können. Wir konzentrieren uns beispielsweise auf Kri terien wie organisatorische Bereitschaft, Akzeptanz und -zufriedenheit sowie das Benutzerverhalten nach dem Go-live. Awareness, Commitment, Empowerment, Enablement und Akzeptanz sind dabei Das Change Enablement Die Change-Effektivität
AUTOR
Thomas Jenewein
ist Business Deve lopment Manager bei SAP Training
& Adoption, Digital Sales & Marketing sowie seit 2019 als „Digital Ambas sador“ für SAP tätig. In der Learning Szene ist er zudem bekannt für seinen Podcast „Education Newscast“, in dem er auch über die Dos & Don‘ts bei der Digitalisierung im Change Management spricht. Kontakt: worklearn.de und Linkedin
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