Wirtschaft und Weiterbildung 1/2023

Mario Kestler. Der Geschäftsführer der Haufe Akademie sieht in den Akteuren der IDGs Gleichgesinnte für das Ziel, Nachhaltigkeits- und Zukunftsskills zu vermitteln.

Foto: Haufe Akademie

aus wirtschaftlichen Gründen nicht leis ten können. Es braucht dafür Vorreiter, Menschen und Unternehmen, die Vorbild sind. Gute Vorbilder stecken an und be geistern auch andere. Insofern ist es rich tig, dort zu beginnen, wo grundsätzlich schon eine Affinität da ist. Von da kann man Nachhaltigkeit weiter ausrollen. Das ist übrigens auch erklärtes Ziel der „Inner Development Goals“ in der nun begin nenden Phase 3 des Projekts. Mitte Dezember 2022 ist nun zusätzlich zum Framework ein umfassendes IDG-Toolkit für die Praxis erschienen. Wie geht es damit weiter? Kestler: In der Toolbox finden sich viele bekannte Tools, die wir aus der Praxis schon kennen. Aber sie sind im Sinne der „Inner Development Goals“ neu zu sammengesetzt, um genau die relevanten Skills für die Umsetzung der „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Natio nen zu fördern. Nun geht es darum, wie Unternehmen das Framework und die Toolbox nutzen und in ihre Arbeitskon texte übertragen können. Ikea, Telia, Hus qvarna und Spotify gehören zu den ers ten, die schon Versuche starten und mit den „Inner Development Goals“ arbeiten. Deren Erkenntnisse aus der Anwender erfahrung werden wertvoll sein, um das Modell anzupassen und noch praxistaug licher zu machen Interview: Stefanie Hornung

Kestler: Davon bin ich überzeugt. Zu mindest kann man die eigene Haltung verändern, indem man sie reflektiert. Es gibt unterschiedlichste Methoden, um in die Selbstreflexion zu gehen. Das passiert unter anderem im Coaching – da sehen wir auch, dass das Thema boomt. Mit einer anderen Haltung kann man neue Perspektiven einnehmen und das eigene Verhalten ändern. Wie kommt das Framework, das Haltungsthemen und Soft Skills enthält, in den Unternehmen an? Lässt es sich überhaupt praktikabel umsetzen? Kestler: Das lässt sich noch nicht konkret sagen, denn das Toolkit ist gerade erst he rausgekommen. Was Haltung und Skill set beinhalten und wie sie sich vermitteln lassen, ist jedoch auch unabhängig davon eine große Frage. Denn das schließt die Überlegung ein: Welche Kompetenzen brauchen Menschen und Unternehmen, um in eine sichere Zukunft zu gehen? Und wie kommen sie damit wirklich ins Tun? Wir arbeiten viel mit dem Mittel stand zusammen und sprechen vor allem von Haltung und Handwerk. Die Haltung ist das Mindset und das Handwerk das Skillset. Es braucht eine klare Begriffswelt und ein praxisnahes Entwicklungsmo dell, damit Unternehmen das annehmen.

stoßen sie in der Praxis doch immer wieder auf Strukturen und Prozesse, die nachhaltiges Denken verhindern. Was bringen Nachhaltigkeitskompetenzen, wenn sie sich im jeweiligen Umfeld nicht entfalten können? Kestler: Die „Inner Development Goals“ schreiben den Unternehmen keine be stimmten Nachhaltigkeitsstrategien vor. Sie sorgen vielmehr dafür, dass eine nach haltige Unternehmensstrategie nicht an der Haltung der Beschäftigten scheitert. Heute sehen wir oft, dass Menschen be stimmte Veränderungen nur widerwillig annehmen oder sie untergraben – etwa, wenn es um Umweltschutz oder men schenwürdige Arbeit in den Lieferketten geht. Die IDGs können uns helfen, den in neren Schweinehund zu überwinden und die Veränderungen anzunehmen, die wir so dringend brauchen. Wir müssen also strategisch und persönlich vorantreiben. Inwiefern können die IDGs die „richtigen“ Menschen und Organisationen ansprechen – also nicht nur die, die sowieso schon überzeugt sind, sondern auch die, die Nachhaltigkeit bisher nicht als oberste Priorität betrachten? Kestler: Die Akteure der „Inner Develop ment Goals“ sind sich bewusst, dass wir uns in einer First-World-Thematik bewe gen. Es ist ein wichtiges Anliegen, auch die zu erreichen, die noch keine Affinität zu Nachhaltigkeit haben oder sich das

Auch wenn Menschen alle Skills aus dem IDG-Framework mitbringen würden,

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